Pralles Leben
(Pfr. Martin Brings) Auf einer Fahrt durch Flandern bin ich Rubens begegnet. Nicht persönlich, versteht sich, immerhin trennen uns 400 Jahre, die der berühmte Maler aus Siegen und Antwerpen vor mir gelebt hat. Begegnet aber bin ich seinen Bildern, die die Zeit überdauert haben. Sie hängen millionenschwer in Museen und Kirchen, die ihre Kunstwerke – wie es auch Rubens selbst schon verstand – geschickt zu vermarkten wissen.
Nun kann man zu Eintrittsgeldern in Kirchen und auch zum Menschen Peter Paul Rubens stehen, wie man will. Der Wirkung seiner Bilder wird man sich nur schwer entziehen können. Sie strotzen vor Licht und Farbigkeit, vor Pathos und sinnlicher Lebendigkeit. Selbst ruhende Gegenstände werden in lebhaft bewegter Weise gemalt. So gelingt es seinen (in Zeiten der Gegenreformation entstandenen) Bildern, - wie es heißt: - „erloschene religiöse Begeisterung wieder zu entfachen.“
Mir kommt Rubens gerade recht. Denn es ist österliche Zeit – eine Zeit, in der das Leben nicht üppig genug gemalt werden kann. Nichts gibt es, was es schmälern kann. Dass selbst Leid und Tod ihm nichts anhaben können, habe ich gerade am letzten Wochenende gefeiert. Nun gilt es, das Leben alle Tage zu genießen - üppig und in vollen Zügen, in allen Farben und Facetten. Und religiöse Begeisterung darf ruhig dabei sein. Denn dieses Leben ist Geschenk, für das ich dankbar bin – ihm, meinem Gott, der es in seinen Händen hält und gegen alle Widrigkeiten erhält.
Auf einer Fahrt durch Flandern bin ich dem Leben begegnet. Es war die ganze Zeit über schon da. Aber die Bilder jenes Barockmalers haben mir neu vor Augen geführt, wie hell und voll das aussehen kann…
