Talar und Eimer
(Pfarrer Martin Brings) Talar und Eimer, so lautete die Notiz, die ich mir am Ende unserer Besprechung in mein Merkheft schrieb. Das waren die Dinge, die ich nicht vergessen durfte. Talar und Eimer musste ich zum Gottesdienst mitbringen, den wir bei dieser Besprechung vorbereitet hatten. Ein Anspiel sollte es geben, so hatten wir geplant, in dem ich die Rolle eines erntenden Bauern übernahm. Und natürlich war ich als Pastor auch in den liturgischen Dienst mit eingebunden und im Gottesdienst für die Gebete und den Segen verantwortlich.
Talar und Eimer waren an diesem Sonntag also die dringend gebrauchten Utensilien. Zugleich standen diese beiden Dinge aber auch symbolhaft für die Aufgaben, die ich übernahm.
„Nicht nur an diesem Sonntag“, ging es mir durch den Kopf, als ich Talar und Eimer für die Fahrt zum Gottesdienst in der sich beulenden Fahrradtasche verstaute. Eigentlich sind „Eimer und Talar“ Symbole für unser aller Aufgaben im Leben.
Der Eimer steht fürs Ärmel hochkrempeln, für die Dinge, die zu tun sind, fürs Helfenund für das Sauberhalten vor der eigenen Tür. Er steht für das Zupacken und für die Arbeit, die das Leben mit sich bringt.
Der Talar steht für den Blick nach oben, für die Hoffnung, die mich erfüllt, für den Glauben, von dem ich erzählen möchte. Von Gott kommt die Kraft. Aus ihm schöpfe ich Zuversicht und Freude. Von Gott weiß ich mich geliebt. An ihn richte ich meine Dankbarkeit, aber–wenn es sein muss–auch meine Sorgen und meine Fragen.
Beides sind Dinge, die ich nicht vergessen will – nicht nur an diesem Sonntag, sondern immer: Beherzt die Dinge angehen, die mir vor die Füße, vor die Hände und ans Herz gelegt sind; und sich dabei verbunden wissen mit dem liebenden Gott, der mich bei allem nicht allein lässt.
Mit diesen Gedanken möchte ich in jeden Tag starten. Das Blatt aus meinem Merkheft hängt deshalb inzwischen an meiner Arbeitszimmertür. Mit einem Blick auf die Notiz „Talar und Eimer“ beginne ich munter und froh jeden Morgen und nehme die Aufgaben des Tages fröhlich in Angriff. Nicht selten pfeife ich dabei ein Lied: „Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht Das Deine nur getreu (Eimer) und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu (Talar)“.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie behütet und gestärkt in die kommenden Tage gehen–und vergessen Sie dabei Talar und Eimer nicht.